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Franz Hörmann: Geld oder Leben – wer stellt diese Frage, und wer soll sie beantworten?


Wahre Ursachen der „Krise“
ao.Univ.-Prof. Dr. Franz Hörmann im Gespräch mit Michael Friedrich Vogt. Das momentan noch vorherrschende Wirtschaftssystem der westlichen Staaten wird schon jahrhundertelang von den Leitmedien als ein quasi unumgängliches Naturgesetz dargestellt. Auch die Ökonomie und die Rechtswissenschaften bestätigen diesen Glauben an die Naturgesetzmäßigkeit von Angebot, Nachfrage und Preis. Dem entgegen argumentiert Prof. Dr. Franz Hörmann, Wirtschaftswissenschaftler und Systemtheoretiker, daß Wirtschaftssysteme immer nur fiktive, geistige Modelle seien, die weder richtig oder falsch sind, sondern – für einen speziellen Zweck angewandt – entweder geeignet oder eben nicht geeignet sind.

Das vorherrschende Wirtschaftssystem sei überhaupt nicht geeignet, um den Menschen zu dienen. Und die Rechtswissenschaften und Wirtschaftswissenschaften helfen, dieses (Herrschafts-)system zu konservieren und sind, so Franz Hörmann, demnach Herrschaftsformen unter dem Deckmantel der Wissenschaft. Das wiederum ist allerdings auch nicht verwunderlich, da die Wissenschaft konsequent in Fächer aufgegliedert wurde und eine Klasse von Schubladenspezialisten hervorbrachte. Der Kontext wird kaum noch von den Wissenschaftlern selbst begriffen. Und so kommt es zu einer Reproduktion der alten Glaubenssätze über die Wirtschaft und den Menschen in der Wirtschaft, welche bereits immer wieder von empirischen Experimenten widerlegt wurden.

Eines der großen Grundlagenprobleme der modernen Ökonomie ist in seiner Entstehung begründet. Der Schöpfer der Lehre von „der unsichtbaren Hand des freien Markts“, Adam Smith, der in Anlehnung an Isaac Newton glaubte, Wirtschaftsdynamiken wie die Bewegungen der Gestirne mit Formeln final beschreiben zu können und so unumstößliche Wirtschaftsdynamiken zu beschreiben. Hörmann weiter: Genau aber dieser Glaube an die Unveränderbarkeit der wirtschaftlichen Regeln, die das leitende wirtschaftliches Denken bis heute bestimmt, ist ein riesengroßes Mißverständnis, mit dem wir uns selbst unserer wirtschaftlichen Neugestaltungsfähigkeit berauben.

Die heutige Wirtschaft ist für ihn Realsatire, erklärt Franz Hörmann, denn sie ist absurd. Wenn unter Naturvölkern die Nachfrage größer als das Angebot ist, daß kümmert sich die Gemeinschaft darum, das Angebot zu vergrößern. In unserem Wirtschaftssystem erhöht sich der Preis. Doch dies ist nicht annähernd im Nutzen der Menschen.
Ein gängiger Irrtum unter Ökonomen ist, so Hörmann, daß Menschen früher in ihren Gemeinschaften Tauschhandel betrieben hätten. Historiker und Anthropologen erklären, daß es sich vielmehr in den Gemeinschaften um Geschenkökonomien gehandelt habe. Tauschhandel sei erst durch das Staats-Wirtschafts-Konglomerat entstanden.

So wurden zum Beispiel in Madagaskar von den Kolonialherren Münzen eingeführt, mit denen dann Steuern gezahlt werden mußten. Um die Münzen zu verdienen, wurde dann ein Markt eingeführt. Um auf diesem Markt bestehen zu können, wurde nun Banken eingeführt, die die Risiken abfederten, aber gleichzeitig nahezu sklavische Zinsabhängigkeiten erschufen. Außerhalb dieses speziellen Wirtschaftsmodells sind Geld, Banken und Märkte allerdings gar nicht zwangsläufig nötig.
Die aktuelle Politik, erklärt Hörmann, ist eine Abrichtungs- und Konditionierungsmaschine. Mittels eines primitiven Anreizsystems sollen Menschen gesteuert werden. Doch ab einem gewissen Intelligenzgrad oder auch Bildungsgrad funktionieren diese Steuermechanismen nicht mehr. Und durch das Internet wird der Bildungsgrad der Menschheit ständig größer. Die alten Manipulationen funktionieren also nicht mehr.

Darum muß eine neue Art der wirtschaftlichen Kommunikation erfunden werden. Hörmann erklärt: In einem offenen Kommunikationsprozeß braucht es keine Tricks und Hebelwirkungen gegen Andere. Man kann offen kommunizieren. Wenn wir uns dessen bewußt sind, können wir neue, menschenwürdige Spielregeln selbst erschaffen. Wir können die Regeln verändern, wir können ein komplettes Spiel neu erfinden. Zum Beispiel eines, in dem menschliche Werte nicht verhandelbar sind.

Hörmann wirbt für seine Open Source Economy Initiative und für neuen Mut, Wirtschaft neu zu denken. Alte Verhaltensmuster müssen durchbrochen, neuer Mut gefaßt werden. Gerade dafür werden selbstständige, „wilde“ Menschen benötigt, die niemanden brauchen, der ihnen etwas erlaubt und die sich nichts befehlen lassen, sondern nur ihrem eigenen lebendigen Gewissen gehorchen. Es ist Zeit, das materialistische Tauschsystem wieder durch eine echte Wertegemeinschaft zu ersetzen.